IN MEMORIAM

FREIHERR JURY  VON LUHOVOY

"Jerry, übernehmen Sie!"

Wer ist Jerry?

Jerry - mein Vater war von 1947 bis 1953 "intelligence operator" beim Counterintelligence Corps "CIC" (United States Army) im chaotischen Wien dieser Zeit - Deckname Jerry.

DECKNAME: Jerry Roberts

ORTE: Wien, Salzburg, NewYork, Montreal

BERUF: Investigator

MISSION: Spionageabwehr

CIC - Historische Aufgaben in Europa

Das CIC (Counterintelligence Corps) war eine USA Geheimdienstorganisation, gegründet 1942, aufgelöst ca.1961.

Ursprünglich Aufgabe war die militärische Gegenspionage. Später war es beauftragt ...

   - aggressiv nach (teilweise untergetauchten) herausragenden europäischen Technikern und Wissenschaftlern zu fahnden zur Unterstützung des "Manhattan Projekts", bevor sie von den Sowjets gekidnappt wurden und im sowjetischem Sektor verschwanden

   - mit der Bekämpfung des hyperventlierenden Schwarzmarktes und Aufbau von demokratischen (US-freundlichen) politischen Strukturen

Wie es war im Wien der Nachkriegszeit

Bekannt ist, dass das Wien der Nachkriegszeit ein notorischer Sammelpunkt für Kriegsgewinnler aller Art, Verbrecherorganisationen, Bandenkriminelle, Agenten, Betrüger, Geschäftemacher, Schwindler, Nutten, Gauner und Opportunisten war.


Diese wahrhaft deftige Melange beschreibt nur Lokalkolorit und nicht die tatsächliche Geschichte. Denn Österreich hätte bei weitem genug mit seinen eigenen Gaunern zu tun gehabt. 


Dazu mischte sich nun begünstigt durch das militärisch-politische Umfeld die unterschiedlichsten hochmotivierten und oft ungemein aggressiven Interessengruppen - heute würde man von Terrororganisationen sprechen - die im Land der Verlierer völlig frei von Rücksichtnahme oder Gefahr einer Strafverfolgung agieren konnten.


Es sah so aus, als würde der Rest der Welt über Österreich nochmals niedergehen. Von den USA, Frankreich und England bis Russland, von Kairo bis Palästina, von überall strömten Agenten oder die, die sich dafür hielten, sowie eine Unmenge von Kriegsgewinnlern und Opportunisten nach Wien.  „The Theater“, wie es die Amerikaner treffend nennen, war zu dieser Zeit überaus komplex.


Darüber hinaus herrschte die generelle Unsicherheit und Rechtlosigkeit nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich, in allen von den vier Siegermächten besetzten Zonen. Die Situation ließ den legendären Wilden Westen vergleichsweise geradezu als Mutter der Rechtssicherheit und Demokratie erscheinen.


Die USA versuchten im Rahmen ihrer Möglichkeiten, aber immer unter Rücksichtnahme auf ihre politischen, militärischen und kaufmännischen Interessen, ordnend einzugreifen. Dabei hatten sie nicht immer eine für die Österreicher glückliche Hand.


Ehrenhalber muss man allerdings festhalten, dass die US Besatzungszonen, verglichen mit den anderen drei Besatzungsmächten ein, wenn auch massiv kriminell durchzogenes, aber dennoch ein Paradies waren.

Zeitzeugnis mit Echtheitszertifikat

Der Dritte Mann - Film und Wirklichkeit

Über das Leben meines Vaters als "Jerry" haben wir aufgrund glücklicher Umstände einige detailliert geschilderte Berichte über das Leben in Wien als CIC-Agent zur Verfügung.


Martin Haidinger ist ein über die Grenzen Österreichs anerkannter Journalist, nicht nur mit großem historischen Wissen sondern auch Interesse an all dem, was als "Fakt" dargestellt wird, auf den Grund zu gehen. Er hat zwei Not-Interviews aufgenommen, weil das intime Wissen meines Vaters durch eine schwere Krankheit verloren zu gehen drohte.

 

In diesem Interview gibt Jury von Luhovoy alias Jerry einen seltenen Einblick in den Arbeitsalltag eines amerikanischen Geheimdienstmitarbeiters im Wien der Nachkriegszeit, beschreibt die Wandlung der Sowjets vom Verbündeten zum Feind und charakterisiert die sowjetischen Entführungspraktiken, denen er selbst nur knapp entkommen ist, und noch weit mehr.

Außerdem hat Martin Haidinger seine Erfahrungen aus den Interviews mit "Jerry" auch als Artikel in der Zeitschrift JIPPS veröffentlicht. 

Audioaufzeichnungen hier anhören >>






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Manchmal sind Geschichten so bizarr, das Sie einem nie geglaubt werden.

Tatsächlich war die Tätigkeit meines Vaters Vorlage für den Film „Der Dritte Mann“ von Graham Greene – der, was für ein Zufall, auch einem US Geheimdienst zuarbeitete.

Über den Dritten Mannes mit Filmausschnitten >>

Martin Haidinger

Jury von Luhovoy
Interviews anhören >>